von Konrad Lohrmann
Das Wetter war durchwachsen gut. Die Crew – 2 Väter mit ihren Söhnen, Matthis und Christoph und Michael als Co-Skipper– war gut drauf. Wir hörten im kleinen Yachthafen „Het Jacht“ Amsterdam erwachen. Wir wollten früh los, denn vor uns lag der Amsterdamkanal und ab IJmuiden sollte es dann auf der Nordsee nach Texel gehen – knapp 56 Seemeilen. Davon ca. 40 über die Nordsee und durch das Schulpengat. Angesagter Wind SW 5-6 – also beste Wettervoraussetzungen für den Törn. Um 08:00 legten wir ab und tuckerten durch den Kanal.
Am Tag zuvor hatten wir Stavoren verlassen und waren über IJsselmeer und Markermeer Richtung SW aufgekreuzt. Guter Wind hatte uns schneller als gedacht nach Amsterdam gebracht. Nun also los, den langen Schlag wieder nach Norden.
Auch der Amsterdamkanal hat seine Reize. Zunächst die Stadt selbst, die vom Wasser aus ganz anders ist, als man sie sonst kennt, dann die vielen Gewerbe und Industrieanlagen der verschiedenen Häfen. Manch architektonisch raffinierte Bauten.
Um 11:20 Uhr waren wir durch die kleine Südschleuse in IJmuiden durch. Hatten im Kanal noch die T-Shirts ausgereicht, wurde es jetzt deutlich frischer und plötzlich war auch echte Welle da. Die Väter hatten auf unser Anraten hin schon Segeljacken angezogen – die Söhne Matthis und Christoph wollten sich härter drauf zeigen. Aber nachdem wir aus der Deckung der langen Seemole waren, kamen auch sie mit ihren Jacken ins Cockpit. Bei schönem achterlichen Wind ließen wir uns nur von der Fock nordwärts ziehen, Väter und Söhne wechselten am Ruder. Aber mit der Welle, die von hinten kam, mussten sie schon gut aufpassen, so in etwa den Kurs zu halten. Die Väter konnten Erlebnisse von Jugendzeit an preisgeben, die Söhne setzten ihre dagegen.
Unterdessen nahm der Wind mehr zu. Matthis wurde leicht grün, auch sein Vater war ruhiger geworden. Wir waren schneller gesegelt, als geplant und hatten an der Ansteuerung zum Schulpengat noch ablaufendes Wasser, also Wind gegen Strom. Und der Wind hatte sich zu einem ausgewachsenen Siebener entwickelt. Zwischenzeitlich hatten alle auch einen Lifebelt eingepiekt. Vater Stephan am Ruder hatte Mühe, die „DIALOG II“ im Fahrwasser zu halten, das hier immerhin eine halbe Seemeile breit war. Aber er war fest entschlossen, diese Herausforderung zu meistern. Immer wieder rauschten die Wellen von achtern an und durch und ließen die „DIALOG II“ wie betrunken taumeln. Zweimal schifteten wir deshalb die Fock. Dieser Ritt dauerte gut eineinhalb Stunden, dann war die Tiede gekippt, was uns etwas mehr Ruhe brachte. Zudem wurde der Kurs jetzt immer östlicher und auf der Höhe von Den Helder hatten wir dann auch wieder eine Abdeckung vor dem Wind. Sehr schnell beruhigten sich jetzt Wind und Wellen. Auch Matthis wurde wieder lebendiger und wagte sich kurz vor Oudeschild sogar wieder ans Ruder. (Lo)